Leitfaden für Diplomarbeiten (Stand: Juni 2010)

Dieser Leitfaden gibt allgemeine Hinweise zur Vergabe und Bearbeitung von Diplomarbeiten der Arbeitsgruppe "Rechnernetze und Verteilte Systeme" (Leitung: Prof. Dr. Peter Martini). Die Kenntnis des Inhaltes ersetzt nicht die persönlichen Gespräche und die Beratung durch Prof. Dr. Peter Martini und seine wissenschaftlichen Mitarbeiter. In Einzelfällen sind nach vorheriger Absprache Abweichungen von den Inhalten dieses Leitfadens möglich.

Das Konzeptpapier:

Sinn: Im "Konzeptpapier" wird vor der Ausgabe der Arbeit (d.h. vor der Anmeldung) das wesentliche Konzept der Diplomarbeit dargestellt. Dies umfaßt

  • die Zusammenstellung der Aufgaben, der wesentlichen Ziele und der beabsichtigten Vorgehensweise,
  • die Grobstruktur der schriftlichen Ausarbeitung (nach Möglichkeit mit geschätzter Seitenzahl der einzelnen Kapitel) und
  • den Zeitplan für die Bearbeitung.


Zeitpunkt: Unmittelbar vor Anmeldung der Arbeit (vom Diplomanden bzw. von der Diplomandin noch vor dem Einleitungsvortrag vorzulegen)
Umfang: 1 - 2 Seiten Text (ggf. mit Graphik)

Der Einleitungsvortrag:

Sinn: Der Vortrag dient in erster Linie der Konkretisierung des Themas der Arbeit. Die Thematik und die Ziele der Arbeit (vor ihrer Realisierung) sollen vorgestellt und in die Forschungslandschaft eingeordnet werden. Außerdem können in einer Diskussion offene Fragen geklärt werden. Der Vortrag soll mit relativ geringem Aufwand vorbereitet werden (Improvisation möglich), aber trotzdem die oben genannten Aspekte klar und deutlich ansprechen.
Zeitpunkt: Unmittelbar vor Anmeldung der Arbeit
Umfang: 30 min, inkl. Diskussionszeit von 10 min

Der Zwischenvortrag:

Sinn: Der Vortrag dient dazu, die zwischenzeitlich erzielten Ergebnisse sinnvoll aufzubereiten. Der aktuelle Stand und das konkrete weitere Vorgehen sollen hier vorgestellt werden. Auch dieser Vortrag soll mit relativ geringem Aufwand vorbereitet werden (übt kurzfristig angeforderte Präsentation des Standes einer Projektarbeit).
Zeitpunkt: Spätestens nach der Hälfte der Bearbeitungszeit
Umfang: 30 min, inkl. Diskussionszeit von 10 min

Der Abschlußvortrag:

Sinn: Der Vortrag soll die wesentlichen Ideen und Ergebnisse sowie Erkenntnisse der abgeschlossenen Arbeit darstellen. Dieser Vortrag setzt eine gründliche Vorbereitung voraus (übt abschließende Präsentation eines Projektes). Die mit der Arbeit verbundene eigene Leistung soll im Vortrag deutlich werden.
Zeitpunkt: Im Regelfall so bald wie möglich nach Abgabe der Diplomarbeit
Umfang: 40 min, inkl. Diskussionszeit von 10 min

Der Abschlußvortrag soll

  • in die behandelte Problematik und deren Bedeutung einführen,
  • die Struktur der eigenen Vorgehensweise verdeutlichen und darlegen, welche Lösungsmöglichkeiten es für die vorgegebene Problemstellung gibt,
  • Kernergebnisse herausheben und in Zusammenhang mit den zugrundeliegenden Annahmen interpretieren,
  • die Ergebnisse zur Zielsetzung der Diplomarbeit in Bezug setzen
  • erläutern, wo die eigene fachliche Kreativität eingesetzt wurde,
  • die konkreten Ergebnisse der eigenen Arbeit exemplarisch hervorheben und darlegen, welche allgemeinen Schlußfolgerungen aufgrund dieser Ergebnisse möglich sind.


Es müssen also die folgenden Aspekte im Vortrag abgedeckt werden:

  • Vorstellung der eigenen Ideen.
  • Präsentation einer strukturierten und begründeten Lösung der Probleme.
  • Erläuterung der eingesetzten wissenschaftlichen Methoden.
  • Vorstellung der aussagekräftigsten Ergebnisse, die mit den eigenen Lösungsansätzen gefunden worden sind.
  • Interpretation und Verallgemeinerung der vorgestellten Ergebnisse.

Die eigene Leistung soll den Zuhörern "verkauft" werden. Es muß dabei aber "wissenschaftlich" gearbeitet werden.

Ein Vortragsbeispiel / Anregungen für den Abschlußvortrag:

Ein guter Vortrag könnte z.B. folgende Gestalt haben:
"Ich habe mich mit der Problemstellung xy beschäftigt. Dabei habe ich das Problem z erkannt. Zur Lösung des Problems z gibt es die Möglichkeiten a, b und c. Ich habe die Möglichkeiten a, b und c mit Hilfe des Verfahrens ijk untersucht und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß a und b nicht durchführbar sind. Daher habe ich das Verfahren c näher betrachtet.
Ich habe dann c so erweitert/vereinfacht, daß es optimal zur Lösung des Problems z eingesetzt werden konnte. Durch Einsatz von c habe ich dann die folgenden Ergebnisse erzielt:
1. ...
2. ...
3. ...
In 1. sehen wir, daß ... gilt und daraus können wir folgern, daß ... einen Systemengpaß darstellt, wenn der Parameter üöä folgendermaßen gewählt wird ...
In 2. sehen wir, daß unter den gegebenen Annahmen xxx gilt. Dabei muß man allerdings beachten, daß die Annahmen hier einen wesentlichen Einfluß haben. Die Annahmen habe ich aber genau so und nicht anders getroffen, weil nur mit diesen Annahmen ... gilt und sonst nicht.
In 3. sehen wir das für die Praxis besonders wichtige Ergebnis .... Dieses beruht natürlich auch auf Annahmen, aber es hat sich in den Ergebnissen 3a und 3b gezeigt, daß die Annahmen hier keinen wesentlichen Einfluß auf die Ergebnisse haben. Zusammenfassend stelle ich fest, daß ich durch Erweiterung/Vereinfachung von c die Problemstellung xy behandelt habe, wobei der Schwerpunkt auf der Lösung von z lag. Die Ergebnisse 1., 2. und 3. zeigen, daß folgende allgemeine Aussagen über das System xy getroffen werden können, wobei dies auch für das System yx gilt, weil ... ."

Die schriftliche Ausarbeitung:

Die Diplomarbeit soll sinnvoll strukturiert sein, was sich in Inhalt und Reihenfolge der Kapitel widerspiegelt.

  • Einleitung Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die zum Thema hinführt und die Relevanz des behandelten Themas verdeutlicht. Das Thema der Arbeit soll in der Einleitung deutlich motiviert und in die Forschungslandschaft eingebettet werden. Ein Überblick über die Struktur der Arbeit (Aufteilung "was in welchem Kapitel steht") schließt die Einleitung ab.
  • Einleitende Kapitel Die Arbeit muß ohne Hinzuziehung weiterer Fachliteratur verständlich sein. Daher ist es i.d.R. erforderlich, spezielle (für die Arbeit relevante) Aspekte zu erläutern. Diese Darstellung der Grundlagen wird nicht als eigene geistige Leistung im engeren Sinne gewertet.
    Grundidee: Wichtige Zusatzinformationen für einen Leser, der über allgemeine Kenntnisse zu dem behandelten Thema verfügt. Die Darstellung kann sich an den Kenntnissen orientieren, die ein Student hat, der die Veranstaltung "Rechnernetze I" gehört und verstanden hat. Die einleitenden Kapitel sollen zielgerichtet auf das hinführen, was in den nachfolgenden Kapiteln benötigt wird. Irrelevante Details gehören hier nicht hin!
  • Kernkapitel Die Kernkapitel sollen in gut strukturierter Form die gewählte Vorgehensweise und die erzielten Ergebnisse präsentieren. Wichtig sind vor allem die Beschreibung der Gründe für die Wahl der Vorgehensweise, die Darstellung aller wichtigen Details und die Interpretation der Ergebnisse. Details der Implementierung von Software sind hier nur dann anzugeben, wenn sie für die Arbeit zentrale Bedeutung haben.
  • Zusammenfassungen Am Ende eines jeden Kapitels steht eine Zusammenfassung, welche die wesentlichen Punkte in übersichtlicher Form festhält: "Was habe ich in diesem Kapitel gelernt?". Eine Zusammenfassung ist nie länger als eine halbe Seite.
  • Literaturhinweise Die Arbeit ist in relevante Fachliteratur eingebettet und weist durch Referenzen im Text auf diese hin.
  • "Das Letzte" Am Ende der Arbeit steht eine Zusammenfassung mit Ausblick. Hier werden die wesentlichen Erkenntnisse der Arbeit nochmals zusammengestellt, ohne auf Details der Erzielung dieser Ergebnisse einzugehen. Der Ausblick sagt, was man noch alles hätte machen können/wollen, wenn man mehr Zeit gehabt hätte. Die Einleitung und das abschließende Kapitel "Zusammenfassung/Ausblick" sollen auch ohne die dazwischenliegenden Kapitel aufeinanderfolgend sinnvoll lesbar sein. Der Leser soll neugierig gemacht und zum Lesen der gesamten Arbeit angeregt werden.

Die zeitliche Komponente:

Die Bearbeitungszeit beträgt 6 Monate und beginnt nach der Einarbeitung, die z.B. im Rahmen des Praktikums erfolgen kann. Seminare sind i.d.R. nicht zur Einarbeitung geeignet. In der Regel erwerben Studierende vertiefte Kenntnisse aus dem für die Diplomarbeit relevanten Fachgebiet im Rahmen eines von der Arbeitsgruppe "Rechnernetze und Verteilte Systeme" angebotenen Praktikums. Studierende, die nicht (oder vor langer Zeit) an einem solchen Praktikum teilgenommen haben, müssen mit erheblicher Einarbeitungszeit rechnen.
Umfang der schriftlichen Ausarbeitung:

  • Die Diplomarbeit ist typischerweise

    • 12-gepunktet und
    • reich bebildert.

  • Das 100-Seiten-Kriterium: Der Umfang der Diplomarbeit sollte 100 Seiten nicht überschreiten.
  • Das 130-Seiten-Kriterium: Was über 130 Seiten hinausgeht, zeigt Weitschweifigkeit oder eine zu komplexe Aufgabenstellung.
  • Das Aufteilungs-Kriterium: Die Arbeit umfaßt einleitende bzw. grundlegende Kapitel und Kapitel mit der Beschreibung der eigenen Leistung. Die einleitenden bzw. grundlegenden Kapitel sollen nicht mehr als 50 % der Ausarbeitung umfassen.
  • Das Baum-Kriterium: Programme sind (zwecks Wiederverwendung) reich zu kommentieren (in englischer Sprache !!!) und auf Diskette als Anlage zu jedem Exemplar der Diplomarbeit (also 4-fach) im Prüfungsbüro abzuliefern. Ein gedrucktes Exemplar des Programmlistings wird spätestens 3 Wochen nach Abgabe der Diplomarbeit in einfacher Ausführung beim Betreuer der Arbeit abgegeben.

Sonstige Hinweise/Tips:

  • Die "Ich-Form" soll möglichst wenig benutzt werden.
  • Umgangssprachliche Formulierungen wie "echt gut" sind zu vermeiden.
  • Im Regelfall gilt eine Diplomarbeit als öffentlich. Sie wird daher in Absprache mit dem Betreuer auf einem geeigneten Server in editierbarer Form archiviert und Interessenten zur Verfügung gestellt.