2. Bonner Dialog für Cybersicherheit

Foto © Martin Gausmann / Fraunhofer FKIE.

IT-Sicherheit geht jeden an

Wissenschaftler und Vertreter aus Wirtschaft, Behörden und Politik haben beim undefined2. Bonner Dialog für Cybersicherheit über Datenschutz, Verschlüs­selungstechniken, Sicherheitsmaßnahmen in Unternehmen und ein mögliches IT-Sicherheits­gesetz diskutiert. Klares Fazit der Redner: IT-Sicherheit muss nicht nur für jeden einzelnen Nutzer, sondern auch für die Chef-Ebene in allen Unternehmen ein ganz zentrales Thema werden – und Verschlüsselungstechniken bedienbarer. Vor dem Hintergrund der NSA-Affäre wurden die Aussichten internationaler Abkommen ange­sprochen und auch die Prozesse, die darüber entscheiden, wie Smartphones oder Laptops sicherer werden.

Internationaler Datenschutz und europäische Sicherheitsstrategie

Rechte von Bürgern müssen online wie offline gelten, betonte der frühere Außenminister Dr. Klaus Kinkel in seiner Rede beim 2. Bonner Dialog für Cybersicherheit vor rund 120 Teilnehmern. Vor dem Hintergrund der NSA-Affäre sprach sich Kinkel in seinem Redebeitrag über außenpolitische Aspekte von Cybersicherheit für ein internationales Datenschutzabkommen und eine europäische Sicherheitsstrategie aus. Er berichtete in diesem Zusammenhang über einen eigenen Cyber-Koordinierungsstab im Auswärtigen Amt. Dieser werde sich für eine EU-Position stark machen, die einen einheitlichen digitalen Datenschutz voranbringt und eine anlasslose Speicherung von Daten ausschließt. Gerichtet an deutsche Unternehmen laute das Gebot der Stunde, IT-Sicherheit zum Wettbewerbsvorteil zu machen.

Sichere und bedienbare Geräte – und ein IT-Sicherheitsgesetz

Für ein IT-Sicherheitsgesetz zum Schutz kritischer Infrastrukturen (z.B. Energie- und Wasserversorgung) sprach sich der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Michael Hange, aus. Es brauche außerdem von Seiten der Industrie eine größere Nachfrage nach guter Kryptographie für IT-Produkte. Experten aus der Forschung pflichten bei. Geräte, die Verschlüsselung nutzen, müssten jedoch benutzbarer gemacht werden, sagte der Informatiker Matthew Smith, Fraunhofer FKIE, der kürzlich auf eine Professur an der Uni Bonn berufen wurde und an Fragen der Sicherheit und Bedienbarkeit von Computersystemen forscht.

Allein Updates helfen schon

Dr. Thomas Kremer, Vorstand Datenschutz, Recht und Compliance bei der Deutschen Telekom, und Thomas Tschersich, Leiter für IT-Sicherheit, ebenfalls Deutsche Telekom, gingen auf Angriffszahlen und wesentliche Schutzmaßnahmen für den Datenverkehr der Nutzer ein. Allein in einem Jahr beliefe sich die Zahl der Angriffe auf ein Smartphone auf 300.000 – und 300 dieser Angriffe seien erfolgreich, so Kremer. Dabei würde allein das rechtzeitige Installieren von Updates für das Betriebssystem und die Software von Smartphones schon helfen; 95 Prozent der Angriffe könnten auf diese Weise abgewehrt werden, so Tschersich.

Dialog für Cybersicherheit

Bei der Veranstaltung von Fraunhofer FKIE und Deutscher Telekom diskutierten Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft und Behörden sowie Privatpersonen über den richtigen Umgang mit Daten, benutzbare Verschlüsselungsmethoden und die Verantwortung von Politik und Wirtschaft. „Wir wollen damit die Diskussion über sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung der IT-Sicherheit fördern“, so Michael Meier, Fraunhofer FKIE, Professor für Informatik an der Universität Bonn, der die Vortragsreihe in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom gestartet hat.

Als Standort von Deutscher Telekom, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und Fraunhofer FKIE bildet Bonn ein Zentrum für IT-Sicherheit und ist damit der ideale Ort für eine öffentliche Diskussion über Aspekte der Prävention, der Angriffsabwehr und der Verantwortung von Politik und Gesellschaft. „Für mich steht die >>Bonner Republik<<  für ein Ringen um Sicherheit mit Augenmaß, bei dem Freiheit und Privatsphäre mit Sicherheit in Einklang gebracht werden, bei dem gesellschaftlicher Konsens nicht nur gesucht, sondern auch gefunden wird“, so Peter Martini, Institutsleiter Fraunhofer FKIE. In dieser Tradition, so Martini, müsse auch die Sicherheit im Cyber Space dringlich verbessert werden.

Über Fraunhofer FKIE

Unter dem Motto „Forschung für mehr Sicherheit“ arbeiten die etwa 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsdienstleisters Fraunhofer FKIE jeden Tag daran, existenzbedrohende Risiken frühzeitig zu erkennen, zu minimieren und beherrschbar zu machen. Die mehr als 60 Mitarbeiter umfassende Abteilung Cyber Security & Defense befasst sich unter anderem mit Sicherheitstests für Komponenten für kritische Infrastrukturen, um beispielsweise verborgene Funktionen und Hintertüren aufzudecken.